Das Ehrenamt lebt in Schlangen

Erste Eindrücke des Projekts "Jusos Schlangen im Gespräch" von Patrick Kissner

von Jusos Schlangen

Positives Feedback von den Vereinen

Nicht nur, dass ich weniger Rückmeldungen erwartet habe, auch hatte ich die Erwartung das Antworten nach dem Motto „kein Interesse“, „grundsätzlich ja, aber nicht mit den Jusos bzw. der SPD“ oder Ähnlichem kommen. Alle Vereine und Organisationen, von denen ich eine Antwort bekommen habe, haben sich über unser Interesse gefreut. Alle schilderten, dass wir die Ersten seien, die wegen solchen Gesprächen angefragt hätten und sich über die tägliche Vereinsarbeit informieren wollten. Was einerseits positiv ist - juhu! Wir sind die ersten die auf eine solche Idee gekommen sind! Stichwort „innovativ“ und wir unterscheiden uns von anderen Parteien – ist andererseits aber auch mehr als schade. Das schreibe ich hier ganz deutlich und ehrlich. Zumal das Ehrenamt viele gesellschaftlich relevante Aufgaben übernimmt. Herr Tegeler, Vorsitzender des VfL Schlangen, hat es im Gespräch deutlich gesagt: „Wir sind gesellschaftlich relevant.“ Da hat er recht, alleine der VfL Schlangen hat mehr als 1.000 Mitglieder und auch der Schützenverein Kohlstädt hat rund 260 Mitglieder, beide Vereine sollen hierbei stellvertretend für das gesamte Vereinsleben in der Gemeinde stehen, wo man schnell merkt, dass die Vereine und mit ihnen das Ehrenamt leben.


Schade, dass oft die Präsenz vor Ort fehlt

Es ist schade, dass wir als Politik – ja, hier mal „Die Politik“, auch wenn es „Die Politik“ bzw. „Die“ oder „Den Politiker“ genauso wenig gibt wie „die Deutschen“ oder „die BMW-Fahrer“, „die Europäer“ oder „die Männer“ - uns fast immer nur dann vor Ort zeigen, wenn Wahlkampf ist. Politiker oder Parteien, diese schüchternen und scheuen Wesen, die nur dann auftreten, wenn Wahlen bevorstehen. Diesen Eindruck haben – leider – viele Menschen, oftmals auch zurecht. Natürlich können unsere Berufspolitiker, seien sie im Landtag oder erstecht im Bundestag, nicht immer vor Ort sein und erst recht nicht in allen Orten, auch wenn sie es – oftmals erfolgreich - versuchen, der Wahlkreis unseres Landtagsabgeordneten Dennis Maelzer reicht bspw. von Augustdorf im Westen, über Detmold und Schlangen bis nach Schieder-Schwalenberg und der Wahlkreis von unserer Bundestagsabgeordneten Petra Rode-Bosse hat noch den gesamten Kreis Höxter dabei, aber es gibt auch die Parteimitglieder vor Ort. In den bislang zwar „nur“ drei Gesprächen wurde immer wieder deutlich, dass sich die Vereine und Organisationen – zurecht, wie ich finde - eine höhere Präsenz von den Parteien und insb. uns Ratsmitgliedern bei ihren Veranstaltungen wünschen. Natürlich sind wir alle ehrenamtlich tätig und haben neben unserem Job noch andere Hobbys als die Politik und wollen bspw. Zeit mit unseren Freunden und unseren Familien verbringen, aber man muss ja auch nicht zu jeder Veranstaltung gehen.

Bessere Koordinierung kann eine Lösung sein

In den Parteien sind wir viele und auch in den Fraktionen bzw. unter den Ratsmitgliedern kann man sich die Termine aufteilen. Dann geht der oder die eine mal zu der einen, mal zu der anderen Veranstaltung. Mal geht man zum Schützenverein in Kohlstädt, mal zur Sportwoche des VFL Schlangen oder der Sportwerbewoche der Sportfreunde Oesterholz-Kohlstädt. So überfrachtet sich niemand mit Terminen und als Gesamtpartei zeugt man den Vereinen und Organisationen die Anerkennung, die ihnen für die tägliche Arbeit gebührt. Viel mehr Arbeit als gedacht.

Denn auch die Verantwortlichen und natürlich auch die „einfachen Mitglieder“ in den Vereinen sind ehrenamtlich tätig. Maximal bekommen die Übungsleiter eine Aufwandsentschädigung, bspw. wenn sie als Übungsleiter oder Trainer arbeiten. Zur Vorbereitung der Treffen habe ich mich vorher über die Arbeit der Vereine informiert, welche Arbeit jedoch wirklich von den Vereinen übernommen wird und welche Angebote es im einzelnen gibt, hat mich überrascht. Mein Eindruck nach den ersten drei Gesprächen – weitere sind geplant – ist, dass unsere Vereine viel, viel Arbeit für unsere Gesellschaft leisten und große Lücken reißen würden, gäbe es sie nicht mehr. Was sich nach einer oft genutzten Floskel von Politikern anhört, ist mein Ernst. Wenn ich bspw. sehe, dass alleine der VfL Schlangen mehrere Hundert Mitglieder im Jugendbereich hat, alle betreut und gefördert werden müssen bzw. wollen und das in mehreren Sportarten und jede Woche aufs neue, da muss ich sagen: „Wow!“ und „Hut ab“ vor dieser Leistung. Oder auch der Schützenverein Kohlstädt, der eine musikalische Ausbildung für die Mitglieder anbietet, heute leider nicht mehr selbstverständlich. Was würde es den Mitgliedern, im Fall von Jugendlichen ihren Eltern und überhaupt unserer Gesellschaft, nicht nur monetär, kosten, wenn solche Angebote und Aufgaben nicht mehr von den Vereinen übernommen werden würden? Und wenn wir als Jusos, als Ratsmitglieder, als Partei oder ganz allgemein als Gesellschaft, nur bspw. durch unsere Teilnahme an ihren Veranstaltungen, diesen Menschen bzw. den Verantwortlichen in den Vereinen unsere Anerkennung zeigen können, dann sollten wir es machen. Natürlich kann und soll die Präsenz nur ein Baustein der Anerkennung sein, aber es meiner Meinung nach ein wichtiger. Denn nur so lebt das Ehrenamt weiter, zumal die Aufgaben, bspw. bei der Buchhaltung oder auch in Haftungsfragen, weiter steigen.

Die bereits geführten Gespräche sind nur der Anfang einer langen Gesprächsreihe, darauf haben wir uns mit den Vereinen verständigt. Ich für mich habe mir bereits vorgenommen, deutlich präsenter bei den Veranstaltungen unserer Vereine zu sein.

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